Weird dream
Wir warteten am Eingang und trotz der trügerischen Ruhe verlief doch bislang alles nach Plan. Der eigentliche Auftrag war unbekannt, nicht unüblich in diesem Business und doch gleichzeitig Grund zur Sorge. Und nicht. Niemand weiß nichts, außer, dass alles wieder ein nahezu unmögliches Unterfangen ist, eines in daß ich gerade hineingezogen werde und eigentlich nicht will. Wie auch? Ich drücke zum wiederholten Male den Klingelknopf tief in die Fassung aus verblichenem Metal. Ein Draht hängt lose herab und wundert sich scheinbar selbst ein wenig, was er dort treibt oder treiben soll. Abhängen, ja, sicher, schöner Gedanke. Während die nervig laute und anstrengend anhaltende Melodie im ausladenden Flur des großen und weiträumigen Gebäudes ertönt, warte ich, gelangweilt, aber glücklich, und steige von einem Fuß auf den anderen.
DingDingDingDododooooong. Mehrmals. Der gedanklicher Würgereflex setzt wieder ein. Dann: Stille.
Ich war schon einige Male hier, Besuche zu den unterschiedlichsten Anlässen. Heute war alles anders und doch das Gefühl unangenehm bekannt, bauchmäßig. Diesmal war ich nicht zum Spaß hier, überhaupt, warum sollte denn immer alles Spaß machen? Das hier macht keinen Spaß, wie auch? Kann es ja nicht, geht nicht, wird es auch nie machen. Argh. “Diese Menschen”, denke ich, “diese Menschen, die regen mich total auf.” Ich ziehe an der Zigarette, die, obwohl in Hochglanzbroschüren und den verdammten Massenmedien als wohlschmeckende und fantastische Errungenschaft der Menschheit und Hort der Ruhe dargestellt, zum Kotzen schmeckt. Es wird wohl auch schon die 20te sein. Die 30te? Die Sucht, die Sucht. Wer weiß, ist ja auch egal, warum macht niemand auf? Die Augen schweifen über den Vorplatz des Hauses, wobei…”Haus?”…, ein Haus ist das nicht. Die Villa. Die Augen folgen dem Kieselsteinweg und bleiben an Bertha hängen. Der weiße Benz steht friedlich mit leicht eingeschlagenen Vorderreifen satt am Hang und überblickt gemütlich die düstere Szenerie, vermutlich mit einer nicht enden wollenden Unruhe, die, wäre ich ein weißer Benz, zum Wesen meiner Natur gehören würde. Der Geist schweift ab, Bilder laufen am inneren Auge vorbei, der Wagen rollte gemütlich und doch stetig über den dunklen Asphalt, die Reifen knirschen dumpf über kleine Steinchen, einige verfangen sich im Profil, andere springen glücklich zur Seite um im nächsten Augenblick lustlos im Straßengraben zu landen. Das waren deine 15 Minuten Ruhm, sie sind vorbei. Der Mittelstreifen jagt auf der linken Seite entlang, der Motor arbeitet stolz und rund, wissend um die Wichtigkeit seiner Aufgabe und verrichtet stetig seinen Dienst. Stolz und strahlend zeigt der Stern den Weg und blickt, strotzend vor Selbstbewußtsein und Stärke Richtung Zukunft. Wäre ich ein Benz, würde es mir wohl nicht so leicht fallen, genau hier, hier auf diesem belanglosen Platz zu parken, einfach nichts tun zu können, nichts, außer mich zu langweilen und mir die Zeit zu vertreiben mit allen möglichen Belanglosigkeiten der Selbstzerstörung, solche, wie Kontakte knistern zu lassen, Fehlströme zu generieren und genau jenen Punkt zu suchen, an denen die Sicherungen durchbrennen. Durchbrennen, das ist es. Nein, ausgeschlossen, ich würde auf die Straße wollen, raus, die Welt sehen, den Sternen nachjagen und Kreuzungen kreuzen, ich wollte in der Fremde an kleinen Tankstellen befüllt werden, hübschen Wagen hinterherschauen und mich durch den Dreck rollen. Ich wollte frei sein. Was bitte gibt es denn wichtigeres als die Freiheit, was gibt es? Sag es mir!!! Was ist es?
Ich wäre nur auf der Straße glücklich. Niemals würde ich diese Unruhe loswerden können. Sie läg in meiner Natur und ich würde sie lieben. Die Unruhe. Und die Freiheit. Hand in Hand.
Boom. Die Türe öffnet sich, ich werde jäh aus meinem Tagtraum gerissen, drehe langsam den Kopf und blicke in mein eigenes Gesicht. Boom. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie der Benz in Flammen steht. Boom. Fassungslosigkeit ist genau der Zustand, in dem sich mein Bewusstsein befindet. Walter ist weg, Jessica auch. Vielleicht waren sie auch nie da. Boom. Zur Fassunglosigkeit gesellt sich eine Prise Verwunderung und eine gehörige Portion Rauch, der mir in die Augen steigt. Eine gute Mischung…
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