Dig out your soul
Manchmal passieren doch noch Wunder. So auch diesmal. Nach einer langen, langen Zeit ist es Oasis tatsächlich gelungen, ein gutes Album zu basteln. Kaum jemand hätte es für möglich gehalten. Grade bei Oasis wurden die Erwartungen immer so dermassen hoch gesteckt, daß die vorgelegten Alben meist auf herrliche Art und Weise enttäuschten. Erfolgreich waren sie irgendwie alle, aber jedesmal nicht annähernd so gut wie erwartet. Dabei vergessen wir nicht, daß sie insgesamt eher zu den erfolgreicheren englischen Bands zählen und gedenken hier ihrem Ruhm um “Definetly Maybe”. Der Höhepunkt ihres Schaffens war bereits ’95 erreicht. Snafu. Die Briten haben trotzdem nie aufgehört sie zu mögen, die Frage war halt immer nur: Warum? Die Antwort ist irgendwie nicht richtig vorhanden. Einige Hits machen noch keine große Band und Oasis waren gleichzeitig stets darum bemüht, sich möglichst großkotzig und trashig aufzuführen. Das kam scheinbar im Königreich an. Uns täuschte das trotzdem nicht darüber hinweg, daß die Alben nicht unbedingt die großen Kunstwerke waren, die sie gerne gewesen wären. Ein gutes Album muß halt mehr sein als ein paar gute Songs. Es ist ein Lebensgefühl! Davon waren Oasis stets weit entfernt.
Wie beschreibt man also diese Band? Eingängig? Vielleicht! Erfolgreich? Ein paar gute Songs hier und da gab es auch, also: Ja! Aber so gut wie die Beatles? Niemals! Fazit: Das reicht nicht. Auf keinen Fall!
Die Geschichte ändert sich nun grundlegend mit “Dig out you soul“. Das neue Album von Oasis ist nämlich gut. Sehr gut. Und zwar jeder Song. Dabei macht es, wie so oft im Leben, die Mischung: Eine kräftige Hommage an gute Musik, an die 70ties, an den alten Rock, an die Zeit, als Werte noch zählten. Das alles ist garniert mit einer gehörigen Portion Beatles’ White Album – Feeling. Very nice.
Der musikalische Gesamteindruck nach dem ersten Hören stimmt fröhlich und macht Lust auf mehr, der Sound wirkt aufgeräumt und die Stimme des Herrn Callaghers ist endlich (!) nicht mehr das krass dominierende Stilelement der Band. Sie ist da, ordnet sich aber in den Bandsound ein. Möglicherweise hätte das viel früher passieren sollen. Jemand hat sich diesmal wohl ernsthaft Gedanken gemacht und die Jungs auf den nächsten Level heben wollen. Und das ist gelungen. So abgedroschen sich das wohl anhören mag: Die Band ist erwachsen geworden und hat dabei gleichzeitig das glückliche Kind in sich entdeckt. “Back to the roots”, die es vorher nicht gegeben hat. Komische Mischung, definitiv, aber: Es funktioniert. Das Album hat Suchtcharakter, hört sich leicht, unbeschwert und befreit von Altlasten an. Der Tausch der Plattenfirma hat dazu beigetragen, dass dies das bislang beste Album der Recken aus Manchester wurde.
Unser Tip: Anhören und nicht davon stören lassen, daß ganz England es auch mag. Das macht nichts. Diesmal nicht. Das Album ist nämlich einfach gut.
Sound des Tages: Oasis – “Falling down”
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