Erwartungen, Menschen usw.
Wenn man nichts erwartet, wird man ab und an wirklich freudig ueberrascht. Das Oertchen Robe war so eine positive Ueberraschung. 1846 gegruendet und durch einen beachtlichen Aufschwung ueber die letzten 160 Jahre bis auf, sage und schreibe, 950 Einwohner angewachsen (hoehoehoeooooeeeeeeee), liegt Robe trotzdem relativ unbeachtet von der gesamten restlichen Welt sehr malerisch und schoen direkt am Meer. Ein kleiner Fischerort und auch wirklich nicht viel mehr. Einige Laeden, ein paar Cafes, ein Kino und ein bisschen Nippes, genannt Kunst, gibt es hier. Sehr viel Urlaubsathmosphaere und somit genau das, worauf wir nicht vorbereitet waren. Der Campingplatz der Wahl liegt auf einigen Klippen und ueberblickt das offene Meer. Kurz und knapp, es ist wirklich schoen hier. Der perfekte Ort um einfach seine Seele baumeln zu lassen und sich endlich wieder mit den Dingen zu beschaeftigen, zu denen man sonst nicht kommt. Das haben wir dann einfach mal gemacht…
Interessant ist an Orten, in denen man ein bisschen laenger bleibt, immer die Entwicklung der Menschen und ihres Sozialverhaltens. Wie Einwohner und Shopbesitzer nach einigen Tagen anfangen, einen auf der Strasse zu erkennen (+ moeglicherweise sogar zu gruessen) und man vom Cafepersonal (nach dem zweiten Besuch) so stuermisch begruesst wird, als ob man ein langjaehriger Kunde, mit der Tochter des Chefs verheiratet und der Ueberbringer eines 1.000.000 $ Checks in einer Person ist. Immer wieder ueberraschend herzlich. Ja, Urlaub hat doch immer eine sehr soziale Komponente, die mitunter auch ein bisschen anstrengend sein kann. Auf Campingplaetzen z.B. residieren vor allem, und das duerfte keine besondere Ueberraschung sein, vor allem Urlauber. Zum groessten Teil sind das Australier, gemischt mit, je nach dem wo man sich befindet, einer mehr oder weniger grossen Anzahl Europaer. Asiaten findet man fast nie auf Campingplaetzen. Waehrend wir aus religioesen Gruenden versuchen Kontakte mit Deutschen zu vermeiden und die meisten Deutschen das mit uns aehnlich halten (ob das an der Kultur liegt?), wird man von praktisch jeden Australier ueberall und immer sehr schnell ins Gespraech genommen. Sicherlich oft ein grosser Vorteil, da der Start eines, mitunter, tiefen Gespraechs somit sehr leicht von der Hand geht. Auf der anderen Seite hat das aber auch beachtliche Nachteile. Wir haben so mittlerweile, grob gerechnet, wohl einige hundert Male erzaehlt, was wir hier machen, wo wir waren und was wir noch vorhaben. Wir haben sogar schon drueber nachgedacht, kurze Handouts vorzubereiten, um die Gespraeche abzukuerzen. Egal, die Australier sind ein nettes Volk und somit macht es meistens Spass mit ihnen zu reden. Manchmal merkt man die Unterschiede der Kulturen aber sehr deutlich, vor allem in Dingen der Organisation: Nachdem wir heute in der Rezeption nach der Fernbedienung fuer den eingeschlossenen Fernseher in der Campkitchen gefragt haben, antwortet die nette, aber perplexe Dame, dass es nicht ueblich waere den Fernbedienung herauszugeben. Tata! Auf meine Gegenfrage, wie der Fernseher dann wohl zu bedienen sein, sagte sie laechelnd, dass sie normalerweise vorbeikommt, das gewuenschte Programm einschaltet und spaeter den Fernseher wieder ausknippst. Hihi, ich habe versucht zu erklaeren, dass das in DE unueblich sei, aber sie bestand darauf. Wir haben dann dankend abgelehnt, ich wollte auf die Lautstaerkenproblematik dann auch nicht mehr eingehen. Wenn mir das jemand in Deutschland so erklaert haette, wuerde ich ihn definitiv fuer einen sehr, sehr boesen Menschen halten. In Australien aber muss man davon ausgehen, dass die Leutchen einfach nicht darueber nachgedacht haben, dass es vielleicht praktischer waere, die Fernbedienung einfach rauszugeben. Unsere Vermutung hier: Sie haben das einfach nicht als moegliche Loesung in Erwaehnung gezogen. Lustiges Volk, die Australier.
Comments are off for this post