Verlieren, aber richtig
Manchmal kommt alles ganz anders als man denkt: Ca. 44.000 v. Chr. besiedeln Aborigines Australien. 8000 v. Chr. trennt sich, auf wunderbare Weise, Tasmanien von Australien ab. Im Jahr 1600 kommen Hollaender in Westaustralien + Cape York an und finden Australien relativ aetzend. Trotzdem kartografieren sie die Westkueste und reisen ziemlich unbegeistert ab. 1770 ist Captain Cook am Start und findet die Ostkueste Australiens sehr gelungen. Man behaelt das Land erstmal, pro forma. Die Franzosen kommen 20 Minuten spaeter an und reisen gezwungenermassen ab. Boef! 1788 besiedeln die ersten Strafgefangenen Sydney Harbour. Dann kommts: 1861 scheitern Burke und Wills beim Versuch Australien zu durchqueren und sterben jaemmerlich in der Wildnis. Nicht, dass sie es nicht ernsthaft versucht haetten. Sie haben! Doch, wie so oft im Leben, klappts halt manchmal einfach nicht. In Gedenken an die gescheiterten Helden, erinnert das Burke&Wills Roadhouse, ziemlich genau mittig auf dem Weg zwischen Normanton und Cluncurry an ihren Versuch. Nicht viel mehr als eine Tankstelle im Nirgendwo, ist es doch der ideale Ort um einfach mal anzuhalten und die Beine zu vertreten. Vor allem deswegen, weil auf dem Weg dorthin nicht viel mehr als Outback,
Niemandsland, schlechte Strasse und ein bisschen Vegatation ist. Mehr aber nicht. Wir zaehlten 4 Autos auf dem Weg dorthin, auf immerhin 200 km am Stueck. Anders ausgedrueckt: Das Burke&Wills Roadhouse kann noch so einsam irgendwo in der Pampa liegen…wer in diese Richtung faehrt, wird dort halten. Weil es ist das einzige Zeichen irgendeines Lebens mitten im Nichts ist. Wahnsinn. Die Strasse dorthin ist relativ gediegen, oft zweispurig und meistens frei von irgendwelchen Kuehen und anderem grossen Getier. Trotzdem, der Weg ist spannend! Merke: Roadtrains, vor allem im Format “Oversize”, sollte man aus dem Weg gehen, sie sind einfach staerker, sollte man es drauf anlegen. Wer ausserdem glaubt, ein bisschen Radioempfang koennte die Fahrt versuessen, liegt falsch. Keine Zivilisation, kein Radio. So einfach ist das. Im Roadhouse selbst gibt es nichts von Belang, der Kaffee (Instant, zum selbstanruehren) kostet dafuer nur 1 $. Top! Tanken geht auch locker von der Hand, der Tankwart im hohen Rentenalter hilft gerne. Das wars. Wir reisen weiter. Vor uns liegt genau dasselbe, naemlich Nichts, Niemandsland, Steppe, einzelne Baueme, einige Greifvoegel und viel mehr nicht. Aber, wer Glueck hat, sieht einen Bunyip. Zwar wurde das letzte Bunyip 1850 amtlich
vermerkt gesichtet, das heisst aber nicht, dass es nicht mehr existiert, geschweige denn niemals existiert hat. Vielleicht versteckt es sich einfach nur verdammt gut. Info des Tages: Ein Bunyip ist ein zotteliges, einaeugiges Monster, dass sich gerne an Fluessen und Seen herumtreibt. Weisse Siedler haben es in ferner Zeit oefter mal gesehen, urspruenglich ist es ein Wassergeist der Aborigines, der in vielen Schoepfungsmythen vorkommt und dort offensichtlich den Weg in die realitaet geschafft hat. Heutzutage taucht der Bunyip oft in australischen Kinderbuechern auf…er frisst wohl am liebsten kleine Kinder, die sich nachts aus dem Bett schleichen. Scheusslich, und doch moeglicherweise wahr. Auch wenn wir uns wirklich angestrengt haben eins, oder ein ganzes Rudel zu entdecken, nein, wir haben keins gefunden.
Wie dem auch sei, die Strasse vom Burke&Wills Roadhouse endet in Cloncurry, einem netten, aber unbedeutenden Staedtchen, 120 km vor dem Minenoertchen Mount Isa, wo wir uns jetzt grade befinden. 20.000 Menschen leben hier und freuen sich ueber jeden Tag, an dem kein Bunyip ihren Weg kreuzt.
Ein weiteres Problem hat sich auf dem Weg nach Mount Isa herauskristalisiert. Vielleicht haben wir die Tragweite der Problematik nicht richtig eingeschaetzt, als wir uns auf kuehste Weise, die Wetterlage voellig ignorierend, auf den Weg in die Mitte Australiens gewagt haben: Es ist waermer, als angenommen. Vielleicht ist ‘warm’ auch nicht der richtige Ausdruck. Es ist heiss, heiss, HEISS!!! Nicht so, wie man es aus dem “Sommer” Deutschlands einst kannte. Nein, es ist verdammt heiss, und, es ist erst der Anfang, da im Moment grade Fruehling herscht. Uns Mitteleuropaeern macht die Hitze definitiv mehr aus, als angenommen. Ab Mittags kann man einfach nur mit haengender Zunge reglos herumsitzen, wartend auf dem Abend und der damit einkehrenden Kuehle. Vielleicht gewoehnen wir uns noch daran, vielleicht auch nicht. Highlight des Tages ist leider zurzeit der Besuch im klimatisierten Shopingcenter. Komisch, das hier grade geschrieben zu lesen…